Schmuck im Laufe der Epochen

Schmuck spiegelt für den Betrachter die politische und wirtschaftliche Situation sowie die Entwicklung der Gesellschaft in einer bestimmten Zeit wieder. Diese ist somit Ausdruck der Kultur, Macht und Wohlstand der in dieser Zeit lebenden Menschen.

Georgian - 1714 bis 1837 (Groß-Britannien)

Das Zeitalter der vier englischen Könige von George I. bis George IV.. Hier wurden hauptsächlich Perlen und Edelsteine wie Türkis, Amethyst und Diamant verwendet, die wiederum nur einfach geschliffen und mit groben Facetten versehen waren, da die Schleifkunst gerade auch von Diamanten erst in ihren Anfängen war. Diamanten wurden unter anderem mit einer Glanzfolie hinterlegt, um eine höhere Reflektion des Lichtes zu erzielen. Bergkristalle und Markasiten wurden geschliffen und in einzigartigen Schmuckstücken eingearbeitet. Kamee-Schnitzereien aus verschiedensten Mineralien und organischen Materialien wie Elfenbein, Muschel etc. fanden Verwendung in dieser Zeitepoche. Auch Stahl wurde zu beeindruckenden Schmuckstücken verarbeitet.

Klassizismus – etwa 1770 bis 1840

Die Schmuckgestaltung wurde schlichter – angelehnt an die Antike. Stahl und Strass (farblos geschliffenes Glas) wurde vielseitig bei der Schmuckherstellung genutzt. Dieser Schmuck aus dem Klassizismus hielt sich weit bis in die Biedermeierzeit. Auch Berliner Eisenschmuck hatte seinen Ursprung im Klassizismus und verliert zum Ende der Biedermeierzeit seinen Reiz.

Gemmen in allen Farben und Formen

In der Zeit um Mitte des 18 Jahrhunderts kommt verstärkt Gemmen-Schmuck auf den Markt. Diese werden auf verschiedene Art getragen: als Kopfschmuck, Haarnadeln, Ohrringe, Stirnbänder, Halsketten, Armreif, Ringe und Gewandschmuck – stets inspiriert von den Ausgrabungen in Pompei. Die künstlerische Verarbeitung durch in mineralischen oder organischen Materialien wie Achat, Onyx, Karneol, Sarder, Elfenbein oder Muschel geritzt, geschnitten und gravierte Porträts wurden schon in der Antike wertgeschätzt.

Es gibt zwei verschiedene Arten von Gemmen: Die Kamee ist ein erhaben gravierter Stein, wobei die Gravur aus dem Schmuckstück, etwa einer Brosche, hervorsteht. Ist die Gravur vertieft, so wird diese künstlerische Arbeit Intaglio genannt und das Schmuckstück, zum Beispiel ein Ring, könnte auch als Siegelring Anwendung finden.

Biedermeier - etwa 1814 bis 1848

Nach den Befreiungskriegen das Zeitalter des Bürgertums. Nach dem Ende der Kriege Napoleons 1815 war Edelmetall rar. Es wurden andere Materialien und Metalle künstlerisch verarbeitet – wie zum Beispiel Horn, Haar, Koralle und Tombak, eine Legierung aus Kupfer mit Zinkanteil. Kupfer mit geringer Goldlegierung wurde auch zu Schmuckzwecken verwendet.

Da Gold rar war, wurden andere Verarbeitungstechniken im Schmuck angewandt. Armreife, Broschen und Colliers wurden überwiegend aus dünnem Goldblech gefertigt, mit Sand und Gips gefüllt oder hohl belassen – das sogenannte Schaumgold.

Türkise wurden ebenfalls in Ringe und Broschen in dieser Zeit verarbeitet. Dieser eher bürgerliche Schmuck fand große Beliebtheit.

Der rote Granat – bekannt als Böhmischer Granat – wurde zu dieser Zeit überwiegend in Tombak-Legierungen gefasst.

Auch Erinnerungsschmuck wurde sehr beliebt. Zum Beispiel wurden Haarlocken oder andere kleine Erinnerungsstücke in Medaillons getragen sowie Miniaturmalereien, meistens Porträts von geliebten Menschen als Anhänger.

Victorian - 1837 bis 1901 (Groß-Britannien)

Das viktorianische Zeitalter beschreibt die Regierungszeit der britischen Königin Victoria.

Frühe Victorian-Zeit 1837 bis 1855

Die Schmuckgestaltung der damaligen Goldschmiede bezog sich auf Motive, die in der Natur vorkamen und im Mittelalter alltäglich waren. Verwendet wurde u.a. Haare, die zu Schmuck verarbeitet wurden, der sogenannte Haarschmuck, auch Gagate (Pechkohle) wurde zu Schmuck verarbeitet – der sogenannte Trauerschmuck.

Mittlere Victorian-Zeit 1855 bis 1880

Der Schmuck zu dieser Zeit war ausladend und mit großen Farbedelsteinen reichlich besetzt. Das Gold wurde teilweise mattiert. Später als die großen Diamantfunde in Südafrika zutage kamen, ging der Trend zu farblosen Diamanten, die noch mehr Brillanz und Feuer versprühten.

Späte Victorian-Zeit 1855 bis 1901

Die Vorliebe zu großen prunkvollen Schmuckstücken brachte die Victorianer zu dieser Zeit zum Bruch der Traditionen.

Die Art Worker‘s Guild war geboren, welche mit ihrer Ausstellung 1886 die Öffentlichkeit mit kunsthandwerklichem Schaffen, einfachen Materialien und schlichten Formen inspirierten. Es wurde zu dieser Zeit dezenter enger anliegender Schmuck getragen. Nicht so ausladend und mit wenig Farbedelsteinen  – mehr Opal und Diamant. Man sah Taschenuhren an langen Ketten. Tagsüber Schmuck zu tragen war nicht akzeptabel. Im ausgehenden viktorianischen Zeitalter wurde Goldschmuck in Form von Insekten und Kleingetier als Anhänger, Broschen, Armbänder und Ringe getragen. Der Übergang zum Art Nouveau und Deutschen Jugendstil war geboren.

Historismus - etwa 1840 bis 1914

Durch die Errungenschaften der Technik Ende des 19. Jahrhundert klammerten und sehnten sich die Menschen nach den alten Formen, Werte und Traditionen der Vergangenheit – aus Angst vor der zunehmend technisierten Zukunft und Errungenschaften. Durch Dampfmaschinen, Dampfschiffe, Eisenbahnen und Elektrizität war es möglich, schneller und einfacher an Farbedelsteine zu gelangen. Durch neue Techniken und Möglichkeiten der Formgebung lebte die Goldschmiedekunst neu auf – zugleich hielt die Schmuckindustrie Einzug. Diese Epoche gilt als Übergang zwischen Biedermeier und Jugendstil mit Blick zurück auf die vorangegangen Epochen. Der Historismus lässt alle vorangegangen Neo-Stilrichtungen noch einmal aufleben. Man findet auch stilgenau nachempfundene Schmuckstücke des Barocks und Rokokos, welche die Pracht der vergangenen Zeiten noch einmal aufleben ließen. Auch ausladender, prunkvoller Granatschmuck war in allen Varianten zu sehen.

Belle Èpoque - etwa 1884 bis 1914 (Europa)

Die Belle Époque (frz. „schöne Epoche“) ist eine Zeitspanne von circa 30 Jahren um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Es war eine Zeit des Aufschwungs, des Luxus und der Lebensfreude. Die Damen flanierten im Sommer mit Sonnenschirm, Fächern und Spitzenkleidern in den Parks und auf den bekanntesten Boulevards von Paris, Nancy, Berlin, München und Wien. Im Winter traf man sich in heimeligen Salons, in quirligen Kaffeehäusern und in tropischen Wintergärten mit Palmen, Orchideen und exotische Pflanzen. Die schönsten Tänzerinnen aus aller Welt tanzten im Moulin Rouge. Mann trug Zylinder, Falthüte und Schnurrbart. Durch den technischen und wirtschaftlichen Fortschritt kam das Bürgertum zum Wohlstand und konnte mit dem Adel gleichziehen.

Die Damen wurden, wegen der vielen Feste und gesellschaftlichen Anlässe, immer wieder gefordert sich angemessen zu schmücken. Die ausgefallene und außergewöhnliche Verarbeitung der Schmuckstücke aus dieser Zeit war die vielseitige „Verwendbarkeit“: Broschen und Haarspangen konnten als Anhänger getragen werden und umgekehrt, ausladende Colliers wurden verkürzt getragen, das daraus verbleibende Schmuckstück konnte als Armband verwendet werden.

Große Edelsteine erreichten die Hauptstädte aus der ganzen Welt. Farbedelsteine und Diamanten – oft in exquisit verarbeiteten Fassungen – feierten ein feuriges Lichterfest und vermitteln Lebensfreude. Durch neue Verarbeitungstechniken der Goldschmiede erfuhren die Schmuckstücke eine nie da gewesene Leichtigkeit und Eleganz.

Jugendstil (Deutschland) / Art Nouveau (Frankreich/Belgien) - 1897 bis etwa 1920

Der Jugendstil ist eine kunstgeschichtliche Epoche an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Er war auch eine Ära der Neubesinnung und hatte seinen Anfang unter anderem in der englischen Bewegung „Arts and Craft“, deren Ziel es war, durch kunsthandwerkliches Schaffen der zunehmenden Industrialisierung und Massenproduktion etwas entgegenzusetzen. Junge Künstler, von der antiken Mythologie, ihren Göttern und Göttinnen, ihren Fabelwesen und Kunstwerken inspiriert, wollen mit ihren Darstellungen Einzigartiges gestalten.

Die Leichtigkeit des Jugendstils, seine Gelassenheit, die ihm innewohnende Sehnsucht nach Schönheit, Sinnlichkeit und Kraft wurden in zahlreichen Figuren aus Bronze und Porzellan zum Ausdruck gebracht. In den Kunstwerken dieser Zeit tummeln sich nackte, leicht bekleidet Frauen auf Tierfiguren in anmutenden Posen, Nixen, Nymphen, Faune und Fabelwesen zwischen dekorativen Fauna- und Floramotiven.

Die Natur ist Vorbild

Diese Leichtigkeit spiegelt sich auch in der Schmuckgestaltung und den verwendeten Materialien wieder. Die Schmuckstücke zeigen Libellen, Schmetterlinge und anderen Insekten in ihrer bunten Vielfalt, hergestellt aus verschiedenen Edelmetall-Legierungen in verschiedenen Farben, besetzt mit Saphiren, Rubinen, Smaragden, Aquamarinen, Amethysten, Perlen, Opalen, meist im Cabochon-Schliff mit wenig Diamantbesatz.

Farbintensive Emailarbeiten kamen unter anderem bei den bunt schillernden Flügeln der Schmetterlinge zur Anwendung.

Edwardian - 1901 bis 1914 (Groß-Britannien)

Das Zeitalter bezeichnet in der Kulturgeschichtsschreibung die Zeit von der Thronbesteigung Eduard VII. Durch die Industrialisierung wurden neue Schmelzverfahren und bessere Brennöfen entwickelt, sodass man Platin- und Weißgoldlegierungen herstellen konnte. Die Weißgold- und Platinschmuckstücke wurden reichlich mit Diamanten und Perlen besetzt.

„Give Women Vote“ war das Motto der Frauenbewegung. Anhänger oder Broschen mit Farbedelsteinen wurden als Zeichen der Zugehörigkeit getragen: Ein grüner Edelstein steht für das „G“, ein weißer Edelstein oder eine Perle für das „W“ und ein violetter Edelstein – meistens ein Amethyst – für das „V“.

Art Déco - etwa 1920 bis 1940

Der Begriff Art Déco bezeichnet eine Designrichtung aus der Zeit zwischen 1920 und 1940. Der Übergang vom Jugendstil zum Art Déco wurde in hohem Maße von der Entdeckung der Grabstätte des ägyptischen Pharos Tutenchamun geprägt. Die prunkvollen Schätze, die der Pharao mit sich führte, hatten in hohem Maße Auswirkungen auf das Design. Zentrum dieser Stilepoche war ohne Frage Paris. Das Reisen war einfacher und schneller, wodurch Künstler aus aller Welt ihre Ideen austauschen konnten.

Neue Methoden und Techniken

Die Entwicklung von Plastik und Bakelit sowie die Erfindung des Vernickeln und Verchromens von Metall fand ihren Widerhall auch in der Schmuckherstellung. Die Arbeit mit neuen Materialien und farbigen Goldlegierungen wie Rot- oder Roségold waren für die Goldschmiede dieser Zeit eine Herausforderung. Durch die beginnende Globalisierung konnten Edelsteinhändler in Europa eine größere Vielfalt anbieten. Edelsteine und Materialien wie Diamant, Jade, Koralle, Perlen, Onyx, Ebenholz, Lapislazuli, Mondstein, Perlmutt, Saphir, Rubin, Aquamarin waren schneller und leichter zu bekommen. Zugleich begann auch der Aufschwung der namentlich großen Juweliergeschäfte der Welt.

Man zeigt sich gut geschmückt

Die Emanzipation schreitet in der Mitte der 1920 Jahre voran. Die Frauen begaben sich unter anderem immer mehr in die Männerwelt des Sports. Schmuckstücke wie Tennis- und Golfschläger als Brosche in verschiedenen Goldlegierungen werden gerne getragen. Man traf sich in Clubs und zu besonderen Anlässen, zeigte sich mit ausladenden Colliers, Diademen, Stirnbändern, eng anliegenden, mit Diamanten reichbesetzten Halsbändern sowie mit mehreren langen Ketten aus Perlen. Auch werden allerlei Accessoires an langen Goldketten getragen.

Wohl geschliffen

Der Diamantschmuck verfügt über reichen Besatz. Diamanten sind nach 1914 durch technischen Errungenschaften und verbesserte Kleinwerkzeuge besser geschliffen. Auch die Anzahl der Schliffarten erhöht sich unter anderem mit Baguette-, Trapez- und Achtkantschliff. Der rund geschliffene Altschliff-Diamant verdrängt zunehmend den Altschliff in der sogenannten Antikform oder Kissenform. Erfahren Sie hier mehr über die verschiedenen Schliffarten.

Antikschmuck – bis etwa 1950

Als allgemeine Regel gilt: Eine Antiquität ist mindestens 100 Jahre alt. Beim Schmuck spricht man allerdings bereits ab einem Alter von 70 Jahren von Antik. Wir haben wunderschöne und ausgefallene hochwertige Schmuckstücke zur Auswahl. Für die Echtheit eines jeden Vintage-Schmuckstückes garantieren wir.

Vintage - nach 1950 bis etwa 1989

In der Zeit von ca. 1950 bis in die späten 1980er Jahre wird sehr viel Wert auf handwerkliches Können gelegt. Hierbei werden Stilrichtungen aus vielen Epochen aufgenommen und eingearbeitet. Es wurde viel Wert auf stilistische Raffinesse gelegt. Gefragt waren interessante und ungewöhnliche Formen mit üppigem Edelsteinbesatz in bester Qualität, Schmuck mit ungewöhnlichen Strukturen, extravagantes Schmuckdesgin, edle und echte Materialien. Die Vielfalt an Schmuckstücken, die in diesem Zeitraum geschaffen wurden, spricht ihre eigene Sprache durch Ausdruck und Echtheit der Materialien. Die vielseitige Verarbeitung der Edelsteine und das angebotene Spektrum der Farbedelsteine und deren Synthesen und Nachahmungen steigen im hohen Maße an. Vintage ist der neue Luxus!

Ein kurzes Schlusswort

„Trotz allen vorangegangen Epochen blieb – für die Menschen aus jener Zeit bis heute – der Wunsch, immer das Beste zu kaufen, was man für sein Geld bekommen kann“.